Singener Babyklappe in ausgefeiltes Netzwerk eingebunden - Wochenblatt 05.05.2010

 

Als "letzten Notnagel für Mütter in verzweifelten Situationen" will Landrat Frank Hämmerle die frisch installierte Babyklappe an der Rettungswache Singen verstanden wissen. Frank Hämmerle ist Vorsitzernder des Kreis-DRK und hatte sich als solcher nicht nur für den Standort stark gemacht, sondern auch die Schirmherrschaft über die Aktion "Babyklappe" des Singener Vereines "Widmann hilft Kindern in der Region" übernommmen.

Im Landkreis Konstanz gibt es eine Reihe von Einrichtungen und Initativen, z.B. das neuen "Babyforum" des Kreisjugendamtes, die im Vorfeld greifen und den schlimmsten Fall zu verhindern versuchen, so der Kreischef. Dennoch, es gebe auch Fälle "wo alle Hilfbemühungen und Angebote nicht fruchten", fügte Hämmerle mit dem Verweis auf den Fund eines toten Babys im vergangenen Jahr in Engen hinzu. Und für diese Fälle stellt die Klappe eine "sinnvolle und richtige Maßnahme" dar. Er sei dem Verein als Initator und Geldgeber deshalb sehr dankbar.

Die Babyklappe wurde mit einem kleinen Festakt bei der Rettungswache seiner Bestimmung übergeben. Hämmerle wie auch später Singener Oberbürgermeister Oliver Ehret betonten, dass dies nicht zuletzt wegen der Nähe zum Hegau-Bodensee-Klinikum und der Möglichkeit zur unerkannten, anonymen Abgabe ein guter Standort sei. Eingebunden in ein Netzwerk aus dem Betreiber (Verein "Widmann hilft Kindern"), den Betreuern (DRK-Rettungsdienst GmbH), dem Amt für Gesundheit und Versorgung, der Kinder- und Jugendklinik Singen, dem Familiengericht Singen, der Stadt Singen (Ordnungsamt und Standesamtaufsicht) sowie der Singener Polizei, regelt ein Ablaufplan das genaue Vorgehen beim Auffinden eines Babys in der Babyklappe.

Das Kind gilt ab diesem Zeitpunkt "als vom Jugendamt in Obhut genommen und es darf ohne Entscheidung des Jugendamtes an keine dritte Person weitergegeben werden". Zunächst aber erfolgt ein Signal in der Rettungsleitstelle Radolfzell, die wiederum sofort bei der neonatologischen Intensivstation der Kinder- und Jugendklinik Singen anruft und das Baby in die Klinik zur Erstversorgung und medizinischen Betreuung bringt.

Die Rettungsleitstelle informiert die Stadt Singen, die Kinderklinik, das Kreisjugendamt, das sich um die Vormundschaft und die Einleitung des Adoptionsverfahren kümmert. Sollte sich die leibliche Mutter binnen acht Wochen Bedenktzeit nciht melden und das Kind zurück wollen, wird das erforderliche Verfahren beim Familiengericht eingeleitet.

"Widmann hilft Kindern" hat rund 40 000 Euro gesammelt, so Vorsitzender Rudi Babeck. Mit dem Geld sei die mittels Videokamera überwachte Babyklappe finanziert worden, "allein die  mit einer speziellen Sensorik ausgestattete Klapptür kostet rund 20 000 Euro", hob er hevor. Außerdem finanziere man aus den Spendengeldern den Betrieb im ersten Jahr einschließlich monatlicher Wartung sowie die Erstaustattung eines Baby für die ersten zehn Wochen.