Hier dreht es sich um bedürftige Kinder - Südkurier 25.10.2012

Im vorbildlichen Einsatz für bedürftige Kinder der Region: Die Singenerin Monika Tognana an ihrer Drehorgel auf der Autobahnraststätte Hegau Ost.  Bild: SchulerWenn Monika Tognana an ihrer Drehorgel steht, ist es die Musik, sind es die lauten, munteren Töne, durch die sie auffällt. Im Gespräch mit dem SÜDKURIER gibt sie sich hingegen ruhig, zurückhaltend und manchmal ein wenig nachdenklich.Monika Tognana hat ihr Hobby mit einem guten Zweck verbunden.

Wenn das Wetter es zulässt, steht sie von Mai bis in den Herbst hinein sonntags zwischen 12 Uhr und 18 Uhr in Engen auf der Terrasse der Autobahnraststätte Hegau Ost und unterhält die Gäste mit ihrer Drehorgel. Ihr Repertoire ist groß. Etwa 150 Rollen mit jeweils drei Liedern hat sie sich im Laufe der Jahre für ihre Drehorgel, die sie einst in Berlin kaufte, angeschafft. Vom seichten Schlager bis zum schwungvollen Rock‘n Roll, vom Evergreen bis hin zum Kinderlied, ist für jeden Geschmack etwas dabei. Sogar saisonabhängige und anlassentsprechende Lieder, wie zum Beispiel zu Hochzeiten oder Geburtstagen hat sie im Gepäck.

Die Gäste der Raststätte freuen sich, wenn die Frau im Trachtenkleid und dem Hut spielt, und die meisten werfen gerne etwas in das aufgestellte Spendenkörbchen. Besonders freut sich der Verein „Widmann hilft Kindern in der Region e.V.“, denn dem kommen die kompletten Einnahmen zugute – und damit Kindern aus armen Familien. „Ich bin Rentnerin und arbeite noch ein bisschen. Ich habe mein Auskommen. Aber es gibt so viele Kinder, die nicht einmal eine warme Mahlzeit pro Tag bekommen“, sagt Monika Tognana. Im Singener SÜDKURIER habe sie von der Widmann-Stiftung gelesen und sich direkt mit Rudolf Babeck, dem Gründer des Vereins, in Verbindung gesetzt.

Er informierte sie eingehend über den Verein und da wusste sie, dass das Geld an der richtigen Stelle ankommt. Seit vier Jahren spielt sie nun schon ihre Drehorgel und sammelt so Spenden für Kinder. Mehr als 3000 Euro sind bisher zusammen gekommen. Eine Menge, wenn man bedenkt, dass es fast ausschließlich Münzen sind, die die Menschen geben. „Meistens drücken die Leute ihren Kindern Kleingeld in die Hand und die Kinder kommen dann manchmal ganz schüchtern zu mir und legen das Geld vorsichtig in das Spendenkörbchen. Von mir bekommen sie dann ein Bonbon als Dankeschön“, erzählt die engagierte Rentnerin. „Es gibt sogar Leute, die extra meinetwegen sonntags zum Kaffeetrinken auf die Terrasse kommen. Das hat mir die Eigentümerin der Raststätte erzählt.“

Am Nachmittag kommen auch viele Busse. Manchmal stehe eine ganze Reisegesellschaft rund um die Drehorgel und singe die Lieder mit. Aber nicht alle Menschen begegneten ihr freundlich. „Manche werfen mir vor zu betteln und denken, dass ich das Geld für mich behalten würde.“

Man merkt, dass sie das Verhalten dieser Menschen verletzt. Nichtsdestotrotz macht sie weiter und spielt für diejenigen, die sich an der Musik erfreuen. Seit 20 Jahren ist sie Witwe, hat keine eigenen Kinder und sieht das Drehorgel-Spielen als wunderbare Alternative zu einsamen Sonntagen in der Wohnung: „Ehe ich alleine zu Hause sitze, gehe ich lieber raus und tue damit etwas Gutes. Für mich ist das keine Arbeit, sondern Erholung.“ Gefragt nach ihren persönlichen Wünschen, überlegt Monika Tognana lange, ehe sie sagt: „Dass ich gesund bleibe und noch möglich st lange meine Drehorgel spielen kann.“

von Nicola M. Westphal